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Wie kommt Wein zu seiner Farbe?

Wein bringt mehr Farbe ins Leben! Von durchsichtig bis blauschwarz – die Weinvielfalt gibt uns ein herrliches Farbspektrum, das jeden Regenbogen in den Schatten stellt. Doch wie kommt der gute Tropfen zu seiner bunten Pracht?

Von der Rebe zum Wein

Es ist Spätsommer. Unter dem leuchtend blauen Himmel erstrecken sich die Weinfelder in einem satten Grün mit honiggelben Tupfen. Die Weintrauben an den Reben glänzen verführerisch wie kleine Rubine in der Sonne – sie schreien geradezu danach, gepflückt und genascht zu werden. Sie müssen doch auch verkostet werden, bevor sie zu Wein werden, nicht?

Doch wer die Trauben probiert, wird verwundert sein: Die Beeren schmecken nicht wie erwartet süss im Mund – die Trauben, die später zu Wein werden, sind keine Tafeltrauben und somit kein süsser Genuss, wie man ihn sonst kennt. Zudem bietet das Innenleben der Trauben eine Überraschung, denn das Fruchtfleisch roter Weintrauben ist hell. Doch wenn der Saft roter Trauben gar nicht rot ist, woher bekommt der Rotwein dann seine Farbe?

Was macht den Rotwein rot?

„Weisswein stammt von grünen Trauben, Rotwein von roten.“ – dieser Mythos hält sich hartnäckig. Doch egal ob rote, grüne oder blaue Weintrauben zerdrückt werden: der Saft ist immer klar. Das Geheimnis der Farbe liegt in der Schale. In dieser stecken die Aromen, Gerbstoffe und Farbstoffe, die einen Wein zum Rotwein machen. Bei der Weinherstellung wird keinesfalls nur der Traubensaft verwendet, die Trauben werden in ihrer Ganzheit gemahlen – aus Saft, Fruchtfleisch, Kernen und Schalen entsteht die sogenannte Maische. Erst jetzt ist es an der Zeit, Farbe zu bekennen! Bei der Vergärung der Maische lösen sich die Farbpigmente, Geschmacksstoffe und Tannine aus den Schalen. Je länger der Most auf der Maische liegt, desto kräftiger wird die Farbe des Weins. Es gibt aber auch Unterschiede zwischen den Rebsorten. Spätburgunder bringt beispielsweise weniger farbintensive Weine hervor als Trauben mit dickerer Schale wie Merlot, Cabernet Sauvignon oder Dornfelder. Das Farbspektrum von Rotweinen ist so bunt wie ein romantischer Sonnenuntergang: von pink und ziegelrot über kirsch- und granatrot bis hin zu purpur, violett und blauschwarz ist alles möglich.

Sollte der Wein nicht die Farbe hergeben, die der Winzer erreichen möchte, kommen Färbertrauben zum Einsatz. Färbertrauben sind eine Gruppe von Rebsorten, deren Beeren nicht nur über eine blauschwarze Haut, sondern auch über dunkelrotes Fruchtfleisch verfügen. Diese Trauben werden, wie der Name schon verrät, als Färber eingesetzt und verhelfen pigmentarmen, hellen Rotweinsorten zu einem strahlenden Rot. In den Weinen, bei denen sie zur Anwendung kommen, machen sie meist weniger als 5 Prozent aus. Der Dornfelder wurde zum Beispiel ursprünglich als Farbspender gezüchtet, konnte sich aber Ende der 1990er-Jahre als reinsortige Rotweinsorte durchsetzen.

Wussten Sie, dass sich auch durch den berühmtesten Schaumwein der Welt ein roter Faden zieht? Champagner wird neben Chardonnay tatsächlich auch aus zwei roten Traubensorten hergestellt: aus dem roten Pinot noir und dem ebenfalls roten Pinot Meunier.

Eine Trennung nach kurzer Zeit

Bei Weissweinen ist der Vorgang derselbe in Grün. Das Gemisch aus Beerenhaut, Kernen und Saft wird jedoch bei Weissweinen schon nach kurzer Zeit wieder getrennt. Durch die kurze Kontaktzeit mit der Maische können Weissweine nicht nur aus hellen, sondern auch aus roten Trauben hergestellt werden. Im Glas funkeln Weissweine in vielfältigen Abstufungen von gelb und grün bis zu goldbraun.

Roséwein wird wie Rotwein aus roten oder blauen Trauben hergestellt, allerdings bekommt auch die Maische des Rosés nur wenige Stunden Zeit. Es gilt auch hier: Je länger die Flüssigkeit Kontakt mit den Traubenhäuten hat, desto intensiver wird die Farbe des Roséweins. Lachs, Grapefruit, Blutorange, Himbeere, Johannisbeere, Süsskirsche – die vielen unterschiedlichen Farbabstufungen gestalten sich passend zum Rosé äusserst frisch und fruchtig.

Was die Farbe verrät

Der Farbton und die Intensität der Farbe können wertvolle Rückschlüsse geben – etwa auf Rebsorte, Klima, Ausbau oder Alter des Weins. Zur Bestimmung der Weinfarbe sehen Sie am besten von oben ins Glas. Im Idealfall tun Sie dies bei Tageslicht ohne direkte Sonneneinstrahlung. Ein weisser Hintergrund kann Ihnen dabei eine grosse Hilfe sein.

Das Alter betreffend verhält sich die Farbe bei Rotwein und Weisswein genau gegensätzlich: Rotwein wird mit steigendem Alter heller – manchmal kommt auch ein leichter Braunstich hinzu. Weisswein wird hingegen dunkler, je älter er wird. Rotweine aus besonders warmen Regionen wie Spanien oder Italien sind dunkler als Rotweine aus kälteren Anbaugebieten wie Deutschland oder Neuseeland. Weissweine reagieren in diesem Punkt sehr ähnlich: ist die Farbe blass, handelt es sich meist um einen Weisswein aus kühlerem Klima. Weinspezialisten können an der Farbe sogar erkennen, ob es sich um einen Stahltankausbau oder um einen Barriqueausbau im Eichenfass handelte.

Ein Qualitätsurteil lässt sich aus der Farbe nicht ableiten, sie kann jedoch Hinweise auf einen fehlerhaften Wein geben. Wenn die Oxidation an Maische und Most zu gross ausfällt, kann der Sauerstoff Schaden an Farbe und Aroma anrichten und die Maische braun verfärben.

Bestimmt die Farbe den Geschmack?

Die Annahme, dass dunklere Weine intensiver und konzentrierter schmecken, kann irreführend sein. Bei Rotweinen haben Farbe und Geschmacksintensität teils sogar sehr wenig miteinander zu tun. Manche Rebsorten wie Dornfelder erstrahlen zwar in tiefstem Purpur, sind aber im Geschmack eher schlicht. Umgekehrt erstrahlt der italienische Barolo in einem helleren Granatrot, zählt aber dennoch zu den intensivsten Weinen der Welt.

In der Regel ist es aber so, dass es sich bei helleren Roten um leichtere Weine handelt, während dunklere Rotweine meist tanninhaltiger und körperreicher sind. Liebhaber süsser Weissweine können meist schon aufgrund der Farbe einschätzen, ob der Wein ihren Geschmack trifft. Denn sie greifen am besten zu farbenfrohen Tropfen – ein tiefes Goldgelb bis hin zu Bernsteingelb ist ein Garant für eine kräftige Süsse. Generell trinkt das Auge natürlich immer mit – lassen Sie sich vom faszinierenden Farbspektrum der Weinwelt verzaubern und kosten Sie sich bewusst durch die Geschmäcker von durchsichtig bis blauschwarz.

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