Niederösterreich Austria
Inhalt: 75 cl (18,53 € / 100 cl)
Die Mutter des Grünen Veltliners
Ein wahrer Krimi ist auch die Suche nach der Herkunft der österreichischen Parade-Weissweinrebe, des Grünen Veltliners. Die Ampelographie konnte recht wenig darüber sagen, ausser dass es sich um eine jüngere Bezeichnung einer früher als Weissgipfler oder Grünmuskateller genannten Sorte handelt und der Grüne Veltliner mit dem Roten und Braunen Veltliner nicht verwandt ist. Auch historische Untersuchungen brachten wenig Licht in die Angelegenheit, da in der Literatur wenig Konkretes zu finden ist und offensichtlich auch Vieles verwechselt wurde. Eine Analyse von über 100 Varianten der Sorte führte schliesslich zu der Überzeugung, dass es sich um eine eher junge Sorte handeln müsse.
Erst genetische Untersuchungen konnten die Herkunft des Grünen Veltliners einigermassen erhellen. So wurde der Traminer als ein Elternteil identifiziert. Das erklärt auch die Ähnlichkeit mit dem Rotgipfler, sind die beiden doch Halbgeschwister. Nachdem mit dem Traminer der Vater des Grünen Veltliner also gefunden war, begaben sich die Forscher auf die Suche nach dem zweiten Elternteil und tappten lange im Dunkeln.
Fündig wurde schliesslich Dr. Regner von der Weinlehranstalt Klosterneuburg und zwar interessanterweise in Form einer einzigen Rebe, die er in St. Georgen am Leithagebirge entdeckte. Das Spannende daran ist, dass es sich bei dieser „Mutter“ des Grünen Veltliners um eine völlig unbekannte Rebsorte handelt, von der bis dato nur dieser einzige Rebstock bekannt ist. Dieser dürfte etwa 400 Jahre alt sein und befindet sich nach einem Vandalenakt in einem ziemlich schlechten Zustand, was seine Beschreibung erschwert. Damit bleibt unklar, ob es sich dabei um eine früher weiter verbreitete Rebsorte handelt und wie die weiteren Verwandtschaftsverhältnisse aussehen.
Die genetische Abstammung der Weinreben
Vitis vinifera ist botanisch betrachtet eine der 50 Arten der Untergattung Euvitis, der Gattung Vitis (Weinreben), der Familie Vitacea (Weinrebengewächse), die zur Ordnung der Kreuzdorngewächse gehört. Als Mutter der Edlen oder Echten Weinrebe ist Vitis vinifera die genetische Urmutter aller Kulturrebsorten. Spätestens jetzt wird die Sache jedoch wirklich kompliziert, denn an dieser Stelle kommt eine weitere Technik ins Spiel, die im Weinbau (und generell im Anbau von Nutz- und Zierpflanzen) eine entscheidende Rolle spielt, das sogenannte Veredeln durch Aufpropfen. Die Reblausplage hat dazu geführt, dass die allermeisten europäischen Rebsorten nicht mehr auf Vitis vinifera Unterlagen sondern auf Reblausresistenten amerikanischen Unterlagssorten wachsen. Aber das ist eine andere lange Geschichte, die wir in der nächsten Ausgabe erzählen möchten.